OK, zugegeben, ich tue jetzt so oberschlau, aber tatsächlich war mir auch nicht so richtig klar, was Vibe Coding eigentlich bedeutet. Dank Sven habe ich das heute aber gelernt!

Vibe Coding bedeutet nicht, dass eine EntwicklerIn Code schreibt und dabei von einer KI unterstützt wird.

Es bedeutet vielmehr: Eine KI wird nur durch natürliche Sprache dazu gebracht, ein Projekt umzusetzen. In einer Art Dialog, ohne sich wirklich mit dem Code zu beschäftigen. Das Ergebnis taugt gerade so als “Wegwerf-Wochenendprojekt”. So in etwa hatte es Andrej Karpathy, ehemaliger KI-Direkt von Tesla, vor einigen Wochen definiert:

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Wenn ich also GitHub Copilot, ClaudeAI oder ChatGPT systematisch dazu nutze, um ein Projekt zu konzeptionieren, eine Architektur zu entwerfen, Code zu vervollständigen, Code-Blöcke zu schreiben, testen oder debuggen - dann ist das nicht Vibe Coding sondern einfach eine neue, effiziente Art zu programmieren.

Simon Willison beschreibt, wie sich diese falsche Beschreibung gerade etabliert, auch weil drei Autoren und zwei Bücher den Begriff “Vibe Coding” aufgreifen und als Methode für professionelle Entwickler beschreiben.

Dieses Missverständnis ist übrigens ein klassisches Beispiel für “Semantic Diffusion”. Und auch den Begriff habe ich heute zum ersten Mal gehört, dabei hat Martin Fowler ihn schon 2006 geprägt: Was ist Semantic Diffusion? Die Bedeutung eines Begriffes, die eigentlich sehr genau beschrieben ist, wird durch eine Art “Stille Post” immer weiter verwässert oder sogar umgedeutet.

Auch im Umgang mit dem Begriff KI kann man sehr gut beobachten, wie die Bedeutung sukzessive “diffundiert”. Sehr oft und gerne wird alles, was nur irgendwie einen Algorithmus enthält, als KI verkauft.