The internet is a SEO landfill

Quelle: https://docs.sendwithses.com/random-stuff/the-internet-is-an-seo-landfill

Dieses Zitat bzw. der dazugehörige Beitrag ist nun schon gut 6 Jahre alt und hat an Bedeutung noch lange nicht verloren. Ganz im Gegenteil. Beschrieben wird das Problem, dass Webseiten durch “optimiertes SEO” (das O in SEO steht schon für optimiert…) BesucherInnen anlocken, um so durch das Ausspielen von Werbung und Setzen von Affiliate-Links Umsatz zu generieren. Das Geschäftsmodell lautet also nicht Journalismus oder Produkttest, sondern: Werbeumsatz mithilfe von möglichst vielen, oft oberflächlichen Inhalten. Nicht nur aus meiner Sicht ist das ein großes Problem, dass die Qualität der Inhalte im Internet, genauer dem WWW, nachhaltig massiv negativ beeinflusst hat.

Ich hab mir mal vorgenommen, über Beispiel zu schreiben, die das Prinzip SEO+Affiliate-Linkdropping schmerzhaft auf die Spitze treiben. Mal sehen, wie weit ich komme, bevor ich geistig ermattet und zermürbt zusammenbreche. Es wird Screenshots geben, aber sicherlich keine Links - denn diese zahlen in den SEO-Erfolg ein.

Den Anfang macht dieser wunderschöne Beitrag, der mir neulich in meinen Newsfeed gespült wurde:

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Es geht um Kaffeemaschinen. Auf einer Seite, die sich dem Titel nach mit Filmen beschäftigt. Los gehts mit einem Consent Dialog, der die Ablehnung von “was-auch-immer” nicht zulässt:

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255 Partner speichern Informationen wie IP-Adresse, Cookie-Kennungen und “was-auch-immer”:

Genaue Standortdaten und Identifikation durch Scannen von Endgeräten,

Ok. Scannt mein Endgerät. Ich will mehr erfahren.

Was ich übrigens nie verstanden habe und nie verstehen werden: Was genau bringt es, im Consent Dialog 255 Partner und Dienste aufzuführen? Zumal in einer größtmöglichen, nicht-bedienbaren und unleserlicher Art und Weise? Liest sich das irgendjemand durch? Ja. Ich. Schauen wir mal, was filmstarts.de als “Nowendig” betrachtet:

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Twitch! Natürlich! Was sind denn IAB-Partner? (Spoiler-Alert: Das IAB ist das “Interactive Advertising Bureau”, ein internationaler Wirtschaftsverband, der die Interessen der Online-Marketing-Branche vertritt.)

Zurück zu dem Beitrag aus dem Newsfeed von Stine Volkmann über das Filmthema schlechthin:

Kaffeevollautomaten.

Klar, wer Filme schaut, muss wach sein! Einsortiert ist der “Fachbeitrag” unter “Kino Nachrichten: DVD & Blu-Ray”.

Und worum geht es? Hier wird gnadenlos ein Produkt auf Amazon beworben, garniert mit einer Menge Display-Werbung und natürlich Affiliate-Links. Das bringt Geld. Der Text liest sich wie aus der Pressemitteilung des Herstellers und es würde mich nicht wundern, wenn er auch noch von einem LLM den verfasst wurde, so platt liest es sich. Keine Spur von differenzierter Bewertung:

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“Leichte Bedienung, indiviueller Genuss”, “Für die persönliche Note sorgt das 12-stufige Keramikwahlerk”, “Silen Brew System”!

Ich versuche mal fachlich und sachlich zu kontern: Ein Kaffeevollautomat kann mit der Individualität eines Siebträgers kaum mithalten. Da helfen auch Buzzwords wie “Silent Brew System” oder “Aroma Extract System” nicht. Das Milchaufschäum-System hatte ich außerdem schon selber im Einsatz und kann sagen: Es ist bei weitem nicht die Erfindung, die die Kaffeezubereitung revolutioniert hat.

Wem es tatsächlich gelingt, den Artikel bis zum Ende zu lesen, der erfährt, dass es sich um Affiliate-Links handelt. Wenn man nach dem Klick die Kaffeemaschine kauft, erhält Filmstarts eine Provision. Als Dankeschön, für den objektiven, sachlichen… “Testbericht”.

Das i-Tüpfelchen ist dann übrigens ein nicht mehr ganz so neuer aber tatsächlich perfider Trend: Per Zurück-Wischgeste landet man nicht mehr bei der ursprünglichen Ansicht, also zurück in meinen Newsfeed. Die Seite zwingt die NutzerInnen stattdessen auf die eigene Startseite, um noch mehr Werbung platzieren zu können. Auf der gibt es einen Teaser zu einem Artikel mit Filmbezug, gefolgt von 5 Anzeigen:

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Und wer jetzt trotz allem denkt: “Nagut, vielleicht ist diese Maschine ja gerade der absolute Hit”, der sollte nicht übersehen, dass filmstarts.de alternative Produkte nach dem gleichen Prinzip bewirbt, beschreibt, testet - oder was auch immer:

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Danke, filmstarts.de. Ihr habt das WWW kaputt gemacht.